Papiersegler
Die Bücher und der Blog der Franzosen François Chevalier und Jacques Taglang zeigen, was Boote und das Metier der Yachtkonstuktion mit geschichtlich und kulturell interessierten Menschen machen.
Die Linien von Regattabooten sind das bestgehütete Geheimnis der Konstrukteure. Aus guten Gründen lässt sich da keiner in die Karten gucken. Denn das sogenannte Blaupausen-Engineering, auf Deutsch als Nachmachen bekannt, ist leider schon lange üblich. Wenn überhaupt, werden die Pläne bedeutender Boote im Nachhinein, sofern ihre Form sprichwörtlich überholt und veraltet ist, gezeigt. Doch selbst dann geben Yachtarchitekten ungern Einblick. Die Modellbauszene, die sich meist vergeblich um die Linien bemüht, weiß ein Lied davon zu singen. Als Fachjournalist werde ich gelegentlich um Hilfe gebeten. Trotz langjährig bestehender Kontakte bleibt es bei einem freundlichen wie unmissverständlichen Nein.
Leuchttum im Meer des Seichten
Die Zeit, da Boote mit Seitenansichten, Decks- und Einrichtungsplänen oder Segelrissen präsentiert werden, ist lange vorbei. In unserer marketingorientierten Zeit werden Neuheiten oder Regattaboote mit farbenfrohen Renderings, Fotos oder Filmen präsentiert. Abgesehen davon, dass der Interessent das Boot kaufen und nicht analysieren soll, hat das mehrere Vorteile. Die Linien werden nicht Preis gegeben. Das Vorhaben – meist ist es ja noch ein Projekt – läßt sich aus einer vorteilhaften Perspektive zeigen. Nicht zuletzt kann sich der Betrachter das Boot anhand solcher Visualisierungen besser vorstellen.
Aus dem richtigen Blickwinkel lässt sich das Prinzip einer Konstruktion anhand eines Rendering ohnehin besser begreifen als anhand von Linien, die eine dreidimensionale Form auf zwei Dimensionen reduziert. Die Zeichnung muss ja wieder im Kopf in eine Form zurück verwandelt werden. Das Lesen von Linien ist ein Thema für sich, etwas für Fachleute und versierte Betrachter. Welcher Konstrukteur im Detail was gemacht hat versteht man vielleicht, wenn man sich Zeit nimmt und die Pläne nebeneinander liegen hat oder – besser noch – mit verschiedenfarbigen Linien übereinander legt. Doch selbst dann ist es schwer. Denn die Risse sind maßstäblich verkleinert. Die Unterschiede bewegen sich im Millimeterbereich. Auf dem Bildschirm eines Rechners mit entsprechender Zoomfunktion sähe das natürlich anders aus. Doch wenn die Linien digital vorhanden sind ist es nur noch ein kleiner Schritt zum Rendering.
All das hat die beiden Franzosen François Chevalier und Jacques Taglang nicht beeirrt. Unbeeindruckt von solchen Hindernissen dokumentieren bei beiden Freunde seit den achtziger Jahren, was sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts, genauer seit den Vorbereitungen zu einer Regatta anlässlich der Londoner Weltausstellung von 1851 um die Isle of Wight in New York und England auf den Reißbrettern getan hat.
Wenn es die Linien längst vergessener, im Sepia der Geschichte verschwundenen Yachten nicht mehr zu geben scheint, suchen die beiden in beharrlicher Arbeit Quellen und Beschreibungen. Chevalier beugt sich über’s Reißbrett. Taglang recherchiert und schreibt die Geschichte dazu. Die Besessenheit der beiden ist ein Beispiel dafür, was Boote und das ihnen assoziierte Metier der Yachtkonstuktion samt der Korona der darin steckenden Voraussetzungen, Überlegungen, Tradition, sprich der Kultur mit Menschen machen.
Im Herbst 1987 machte mich der damalige „Yacht“ – Chefredakteur Jörg Neupert während einer Recherche zum America’s Cup auf das soeben erschienene Buch der beiden aufmerksam. Damals wollten Norddeutsche Segler mit einem Zwölfer bei der Segelschlacht um die bodenlose Kanne mitmischen. Der Pokal war damals von Newport an die australische Westküste nach Fremantle gegangen. Dort hatte ausgerechnet Dennis Conner, der Verlierer vor Newport, ihn wieder in die Staaten zurückgeholt. Seine Strategie: Conner hatte beim Training im Starkwindrevier vor Hawaii bei absehbar ähnlichen Bedingungen wie vor Fremantle erkannt, wie nachteilig die großen Flügel des damals fetischisierten Flügelkiels bei den großen Hüben im Auf und Ab erheblichen Seegangs sind. Vor Fremantle führte er die Konkurrenz in die Irre, indem er zunächst wie alle anderen auch mit großen Flügeln segelte. Erst in den Pokal-entscheidenden Regatten vor der australischen Küste zog Conner mit kleinen Flügeln sein Ass. So hat es mir der Schweizer Mathematiker, Vermesser und Meterklassen-Spezialist Oskar Weber einmal erzählt.
Damals schien es sicher, dass weiterhin im bewährten und mit endloser Finesse weiterentwickelten Zwölfer um den Amerika Pokal gesegelt würde. Das Buch hieß „America’s Cup Yacht Designs 1851 – 1986“ und war eine Liebeserklärung der beiden Franzosen an 135 Jahre Yachtkonstruktion. Es wog acht Kilo, ließ sich nur auf einem großen Tisch absetzen und vorsichtig aufschlagen. Als sogenanntes Landscape Format zog es über das Thema und die Materialfülle hinaus in Bann. Man kennt den Effekt vom Kinobesuch oder dem heute üblichen Flachbildschirm.
François Chevalier hatte jeden jemals anlässlich der Pokalregatten als Verteidiger oder Herausforderer entworfenen Cupper im einheitlichen und somit vergleichbaren Maßstab gezeichnet – soweit dessen Linien zugänglich waren. Und Taglang war als Außendienstler gleichermaßen vertrauenswürdig, freundlich, charmant, beharrlich und entsprechend erfolgreich. Er bekam fast alle Pläne, soweit sie damals bekannt waren. Sogar den von „Mariner“ des Schlepptank-optimierten Britton Chance Zwölfers, der angeblich rückwärts besser als vorwärs gefahren sein soll. Taglang hatte die Geschichte ihrer Konstrukteure, die Umstände des Baues und die Ereignisse auf den Regattabahnen minutiös dokumentiert. Von der „America“ und sieben ihrer Rivalinnen bis zum Jean Groberty Entwurf für den Zwölfer „Swissmade“ 1987.
Das 684 seitige Buch dokumentierte 117 America’s Cupper in jeweils drei Rissen und einem Segelplan. Dazu französische und englische Texte, die den Verlauf der Regatten detailliert wie einen Krimi festhalten. Der Foliant war 6 Zentimeter dick und kostete so viel wie eine gescheite Winsch oder ein Gebrauchtwagen. Die letzten der etwa 2 ½ Tausend Exemplare wurden neulich für tausend Euro verkauft. Doch es tauchen immer wieder Antiquarisch erhältliche Exemplare auf.
Die beiden hatten das sorgfältig recherchierte und mit aufwändigen Zeichnungen illustrierte Werk in vierjähriger Arbeit zusammengetragen und auf eigene Kosten gedruckt. Der Verkauf und somit die Finanzierung dieser Herkulesarbeit sollte dann fast drei Jahrzehnte dauern. Die Beiden bewiesen einen sprichwörtlich langen Atmen als das Wort Nachhaltigkeit – man kann es heute kaum mehr hören – noch nicht erfunden war. Kein Verlag mit der normalkurz angelegten Buchhalterdenke von Lagerkosten, Kapitalbindung oder Return on Investment-Gesichtspunkten hätte die Ausdauer und den Mut dazu gehabt. Das Werk zweier Überzeugungstäter, die begannen und durchzogen, was sie machen mußten – ein Buch für die Yachtwelt, den Bootsnerd und für sich. Publizistik gleich welcher Art bewegt sich im Spannungsfeld von Geist und Kommerz, von Entbehrung oder Porsche. Hier geht es um Geist und Hingabe. Geist und Hingabe finanzieren sich im Idealfall – wenn nicht zu viele parasitäre Kostenstellen dazwischen hängen – eines Tages selbst.
Der Foliant bietet Schwarzbrot für Insider und Leser, die etwas dazulernen wollen. Man kann in den Linien schwelgen, in der Geschichte einer der verrücktesten, dekadentesten und zugleich stilvollsten Beschäftigung der Menschheit, der Entwicklung und dem Bau von Regattabooten, die sich in einer Serie von vier oder sieben Amerika Pokal-Wettfahrten bewähren mußten, versinken. Seitdem Jörg Neupert mir das Buch Ende der Achtziger für einige Tage lieh, träumte ich von einem Exemplar.
Im Herbst 2006 begegnete ich Jacques Taglang in Straßburg. Anläßlich seines Wechsels vom Arbeitsleben als Krankenhausmanager in den Ruhestand und Umzug nach La Rochelle bekam ich ein Konvolut loser Blätter. Ich ließ sie später in Hamburg zum erträumten Buch mit den gleichen Lettern auf dem Leineneinband binden. Taglang ist ein gelassener, liebenswürdiger Mann mit im besten Sinne bourgeoisem Umgang. Ein Mensch, der zu leben und zu speisen weiß. Ich erinnere das mehrgängige Mittagessen mit Wein als eine Art feiertägliches Sabbatical. Es fand an einem Wochentag statt. Taglang lebt weder von noch gedanklich in der Medienbranche. Entsprechend angenehm und uneitel war die Begegnung, so tiefgängig und freundlich das Gespräch.
Damals erzählte er von einem Projekt, einem Buch über die Ursprünge des Impressonismus in Frankreich, die nicht zufällig den Anfängen des Segelsports an der Seine entsprächen. Malerei, die hingerissene, verzauberte Betrachtung der Natur und die Bootspartie vor der Metropole als zwei Seiten der gleichen Medaille. Ein wunderbarer Gedanke. Das Buch wird 2021 erscheinen. Das kultivierte Duo recherchiert und publiziert einfach, was es für interessant und wichtig hält. Die Arbeit der beiden ist ein Leuchtturm im Meer des Seichten, Immergleichen, des Fad erzählten, alt bekannten, des hastig neu aufgewärmten, wie wir es in bunten Seglerpostillen, Verlagsprogrammen, Webseiten und den Distributionskanälen der sogenannten Social Media als Publizistik von Anfängern für Anfänger ertragen müssen.
Zuhause wuchtete ich den gebundenen Folianten mit den seitenfüllenden, liebevoll neu und der Vergleichbarkeit halber im einheitlichen Maßstaß reproduzierten Plänen gelegentlich auf den Eßtisch. Welche dokumentarische Leistung. Welche Opulenz. Und dennoch kein Coffeetable Buch. Ein Werk, auf das man sich einlassen muß. Legendäre Schiffe wie „America“ und ihre amerikanische Rivalin „Maria“, eine landestypisch flache und formstabile 97 Fuß Gaffelslup mit einem riesigen Schwert sind darin zu finden. Und natürlich das englische Aufgebot wie den schmalen plank on edge-Kutter „Alarm“, „Volante“, „Arrow“ oder der Schoner „Titania“. Staunend entdeckt der Betrachter auf den nächsten Seiten „Sverige“ von 1852, eine Nachahmung der berühmtem „America“, ein Schoner, der dem Debüt der Amerikaner zur Verwechseln ähnlich sah. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Amerika Pokal Yachten – die rasante technische Entwicklung repräsentierend – maßlos übertakelte Schmetterlinge wie die amerikanische „Defender“ und ihre Herausfordererin „Valkyrie III“ (1895) oder weitere für die Pokal Regatten gebaute Segelmaschinen. Eine monströse Entwicklung, die mit dem Duell zwischen „Reliance“ und der dritten „Shamrock“ endete, als der Hauptübeltäter, der amerikanische Konstrukteur und Werftchef Nathanael Greene Herreshoff mit der Formulierung der Universal Rule den Segelwettstreit mit der sogenannten J-Class in ein vergleichsweise vernünftiges Fahrwasser lenkte. Es ist faszinierend zu sehen, welche unterschiedlichen Wege die Konstrukteure damals beschritten. Viele J-Klasse Yachten gingen mit einem zusätzlich ausgeklappten Schwert an den Wind. 1930 dann der Wechsel vom Gaffelgroß unter einem Topsegel zur am Wind leistungsfähigeren Bermuda- oder Marconitakelage. Chevalier hat jede Yacht der Vergleichbarkeit halber im einheitlichen Maßstab für die Nachwelt festgehalten. Pläne, die im analogen Zeitalter des ausklingenden 20. Jahrhunderts nur bei einem Besuch in den Archiven zugänglich waren. Taglang liefert dazu die Geschichte der jeweiligen Herausforderungen, die Regeländerungen, die yachtbaulichen und takeltechnischen Finessen und dokumentiert den Verlauf der Regatten.
Richtig spannend wird es, als 1958 mit den Pokalregatten ein neues Kapitel vor Newport im Zwölfer aufgeschlagen wird. Es wird mit zehn Herausforderungen im Lauf von drei Jahrzehnten außerordentlich produktiv für die Yachtkonstruktion. Sie wird den Yacht- und Mastbau, die Takeltechnologie und Tuchherstellung vorantreiben, weil sich alle Beteiligten innerhalb des rigiden Korsetts der dritten Version der International Rule für das nächst schnellere Exemplar der 12 mR-Yacht etwas einfallen lassen: Vom Profilstag wie dem Hoodschen Gemini-Stag, es erlaubt den Vorsegelwechsel an zwei nebeneinander angeordneten Nuten, profiltreue Segeltuche, den Nylonspinnaker, moderne Decksbeschläge wie zunehmend leistungsfähigere und vielseitigere Winschen, Schotwagen und Traveller bis hin zu Trimmklappen und schließlich den Flügelkiel. Der Betrachter entdeckt nach den schönen Zwölfern mit vertrauten Linien radikale Entwürfe wie Olin Stephens „Vailant“ mit abgesägtem Heck oder das Britton Chance Boot „Mariner“, als Überlegungen zum Wasserwiderstand und Schlepptankuntersuchungen die Entwicklung der Boote prägten.
Das Buch gibt einen ausgezeichneten Überblick zur Entwicklung der Yachtkonstruktion vom langkieligen Schoner „America“, dessen vom Heck zum Vorschiff hin ansteigende Kielsohle zunächst einmal die Neigung der Helling, auf der Arbeitsschiffe damals entstanden, ausgleichen sollte, bis hin zum 12er Projekt „Swissmade“ mit tiefstmöglich angeordnetem Ballast in einem upside down Kiel. Die Entwicklung endete 1988 mit Michael Fays Herausforderung mit einem 37 m Einrümfer gemäß den Regularien der Stiftungsurkunde, den Dennis Conner mit einem Flügelsegel-Katamaran – ebenfalls gemäß der Deef of Gift, parierte.
Weil sie eh im Thema sind veröffentlichen die Beiden 1990 und 91 zwei weitere Bände im gleichen Stil und Format: „American and British Yacht Designs 1880 – 1887“. Obgleich nur ganze sieben Jahre umspannend zeigt es die Entwicklung des formstabil breiten amerikanischen Schwertbootes und ihres Kontrapunkts, der schlanken, schweren und tief im Wasser liegenden britischen plank on edge-Typen. Abgesehen davon, das die unterschiedlichen Typen schwammen und segelten, hatten sie wahrlich wenig gemeinsam. Der zweite Band zeigt wunderbare Blauwasser-Motorsegler und herrliche Dampfyachten. Das Vorwort dazu schrieb die französische Segellegende Eric Tabarly.
In Paris geboren und lebend lernt François Chevalier (Jahrgang 1945) in der Seine schwimmen und segeln. Dem Abschluß an der Ecole des Beaux-Arts als Architekt folgt ein Studium der Yachtkonstruktion an der Westlawn School of Yacht Design in den USA. 1978 entwirft er den BOC und OSTAR Teilnehmer „Ratso“, gemeinsam mit Daniel Andrieu den Halbtonner „EJP“ und 1981 das zweimastige Serienboot Sea-Land 46. Chevalier arbeitet seit 1982 als Journalist, Illustrator und Kartograf, lehrte 12 Jahre als Dozent Yachtkonstruktion und betreibt gemeinsam mit Taglang einen sehenswerten Blog, der den modernen Yachtbau im Stil ihrer Bücher dokumentiert. Sehr anschaulich ist beispielsweise der Vergleich der großen Yachten für das Sydney-Hobart Race. Es verdeutlicht, wie unterschiedllich der schmale Maxi „Wild Oats“ von 2005 und die formstabil breite „Comanche“ von 2014 sind. Zu seinen Entwürfen der vergangenen Jahre gehört eine Wallycento und ein Scowartiger Maxi für den Raumschots Ritt von Kalifornien nach Hawaii.
Mit Bootsmonografien, etwa über den französischen Schoner „Velox“ von 1875, die Begleitung und Dokumentation der Restrauration von Gustave Caillebottes „Lézard“ von 1891, der „Nan“ von William Fife jr. aus dem Jahr 1897, eines Charles Nicholson Achters von 1924, von „Eileen“ (Fife 1935) und „Runa IV“ (Yawl von 1918) und „Runa VI“ von 1927, gezeichnet von Gerhard Rønne setzte Chevalier die Papiersegelei in den vergangenen Jahren fort.
Jacques Taglang stammt aus dem Elsaß, lernte auf dem Rhein segeln, jobbte in einer Bibliothek, als Detektiv und Kommissar bis er seinen eigentlichen Beruf eines Krankenhausmanagers ergriff, den er bis zu seiner Pensionierung 2006 ausübte. Seiner Berufung – die Beschäftigung mit der Geschichte des Segelsports und historischen Yachten – ging er nebenher nachts nach, wenn seine Frau und die drei Kinder schliefen. Die Ergebnisse seiner Papiersegelei, seine Manuskripte, werden von seiner Frau Luce seit dem ersten Buch Korrektur gelesen. Richtig und bei Licht gesegelt ist Taglang übrigens auch: auf der Nordsee, im Mittelmeer, von La Rchella nach Schottland, 2015 die Atlantik Regatta für Klassiker an Bord von „The Blue Peter“, einer 20 m Alfred Mylne Slup von 1930. Nach einer Odyssee durch Frankreich mit Wohnorten in La Rochelle und in der Nähe von Bordeaux ist Taglang mit seiner Bibliothek von 7.500 Titeln, einer umfänglichen Sammlung von Mississippi und Chicago Bues Platten und einer Kollektion trinkbarer Bordeaux, elsässischer und Rheinweine in Turckheim bei Colmar seßhaft geworden.
Im vergangenen Jahr erschien das Jahrbuch anläßlich des 150. Geburtstags des Yacht Club de France, zugleich eine Geschichte des französischen Segelsports, geschrieben von Taglang, Chevalier, und den Kollegen Delaive, Pillon, Sézérat, Gabirault.
Derzeit entstehen Bootsmonografien über den 20 m Doppelender „Serenade“ von 1938 und „Sumurun“, eine William Fife Ketsch von 1914. Die Bücher werden Ende dieses und des nächsten Jahres im Auftrag des Eigners beider Schönheiten, des französischen Kunsthändlers Alain Moatti erscheinen. Die beiden Papiersegler halten Kurs – für Leser, Eigner, Liebhaber, denen die Herkunft der schwimmenden Kostbarkeiten, die Geschichte und Kultur so viel bedeutet wie das Vergnügen, sie zu besitzen, zu pflegen und segeln.
Tja und in dreieinhalb Jahren wird „The Impressionists and Yachting on the river Seine“ erscheinen. Jenes Buch, von dem Jacques Taglang mit wunderbarer Gelassenheit bei unserem Bacchanal damals in Straßburg erzählte. Es wird dann zwar 15 Jahre gedauert haben, denn es schoben sich immer weitere Projekte dazwischen. Hauptsache wir stauenden Leser werden eines Tages eingeführt in diese wunderbare Parallelwelt, diese vermeintlich ferne, uns im Grunde doch vertraute Welt des Kontemplativen, des Hinsehens, Beobachtens und Staunens. Außerdem lernte François dort, wo „alles“ begann, schwimmen und segeln. Das ist außer lesen, dazu lernen, weiterfragen und es aufschreiben und neu zeichnen eine schöne und wichtige Beschäftigung.
Bis dahin empfehle ich eines der letzten Exemplare von „American & British Yacht Designs 1870–1887”. Es ist über die Webseite der beiden erhältlich. Oder „America’s Cup Yacht Designs, 1851-1986. Gibt’s bei Amazon secondhand derzeit für 830,87 Dollar. Das ist natürlich Geld. Aber selbst ein knauseriger Kaufmann wird die Stunden und Tage, die er im Lauf der Jahre, vielleicht Jahrzehnte mit dieser dokumentarischen Liebeserklärung an 135 Jahre Yachtkonstruktion verbringen wird, ins Verhältnis zu setzen wissen.
Bücher
- – America’s Cup Yacht Designs 1851 – 1986, Paris 1987 Selbstverlag
- – American & British Yacht Designs 1870 – 1887, 2 Bände, Paris 1990 und 91, Selbstverlag
- – Velox, ex-Zemajteij 1875-1914 (Bootsmonografie) Paris 1993, Selbstverlag
- – J Class Endeavour 1934 (Bootsmonografie) 2001
- – J Class (Geschichte der J-Class in den Dreißigerjahren) 2002
- – 1908 – 2008, Viola a 100 ans…, ou le secret de la petite sirène de Fife, 2008
- – Mariette and the Herreshoff Schooners, 2010
- – The Runa’s Saga, 2015
- – Société Nautique de Saint-Tropez since 1862, 2014
- – Yacht Club de France Jubilee—150th anniversary – A history of French yachting, 2017 (Taglang gemeinsam mit Chevalier, Delaive, Pillon, Sézérat, Gabirault)
- – Fife Jubilee for the Trophée Rolex 2018 (130th anniversary of the Fife’s Dragon’s signature)—Program Les Voiles de Saint-Tropez, Herbst 2018
Zur Artikelübersicht