Sechzigerjahre Ensemble

Das lange verschollen geglaubte einstige Axel Springer Motorboot vom Typ Riva ist ab Samstag in der Halle B1 der Hanseboot zu besichtigen. Es hieß damals Raimond und ist das letzte Exemplar des von 1950 bis ’66 in 258 Exemplaren gebauten Typs Tritone.

Es ist Teil eines 60er Jahre-Ensembles, bestehend aus dem damals für Axel Springer besorgten und zum Bootstransport hergerichteten ehemaligen Post Lastwagen vom Typ Magirus Deutz 90 7DL. Dieser als sogenannter „Rundhauber“ bekannte LKW wird von einem luftgekühlten Sechszylinder Diesel angetrieben. Er bringt das Gespann in 7 ½ Minuten von Null auf die Endgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern. Das Boot wird waagerecht auf einem Sattelauflieger Fabrikat Kässbohrer etwa gleichen Alters transportiert und ist als gern gesehener Teilnehmer bei Riva-Events und Klassikertreffen zwischen Schweden, Italien oder Holland kreuz und quer durch Europa unterwegs.

Laster und Anhänger sind ähnlich wie die unsichtbaren Boots Innenseiten in grauer Bilgenfarbe gestrichen. Der Farbton entspricht dem „interno scafi“ des italienischen Farbenherstellers Stoppani, der die legendäre Riva Werft im lombardischen Sarnico belieferte.

Das Boot galt lange als verloren und wurde vor einigen Jahren gut getarnt als „Dodo“ bei einem Bootshändler im Harz entdeckt und heißt jetzt „Hermes“. Es wurde in 1 ½-jähriger Arbeit vom Riva-Spezialisten Jürgen Renken und zwei Bootsbauer Kollegen in Hamburg-Bahrenfeld restauriert. Mit den beiden ebenfalls historischen Chris Craft Acht Zylindern befasste sich ein Spezialist in der Lüneburger Heide. Einzige Änderung vom seinerzeitigen Stand der Motorentechnik war der Einbau gehärteter Ventilsitze mit Rücksicht auf das heute übliche unverbleite Benzin. Ansonsten befindet sich die „Hermes“ exakt im gleichen mustergültigen Zustand, wie 1966 für Axel Springer aus den Hallen der legendären Cantiere Riva geschoben.

Die aufwändige Wiederherstellung des Bootes wurde von der Fotografin Nicole Werner und dem Klassiker-Experten Erdmann Braschos in einem sehens- und lesenswerten 224-Seiten Buch mit vielen ungewöhnlichen Fotos dokumentiert. Konrad Börries aus Berlin, der Besitzer von Gespann und Boot, gründete dazu eigens einen Verlag namens Authentic Treasures Publications.

Das charmante Gespann ist vom 27. Oktober bis 4. November in der Hall of Fame in Halle B1 zu besichtigen, wo es auch da Buch dazu gibt.