
Der Zöllner von Malta
Misstrauisch blättert der Beamte in Schiffspapieren und Pässen, fragt nach woher und wohin. Auf Malta, der kleinen Inselrepublik zwischen Libyen und Sizilien, ist er bei drei Männern mittleren Alters als Besatzung eines Segelbootes skeptisch. Er blättert, durchforstet die Pässe, grübelt.
Nach einigen Tagen auf See bei abschließend deftigen Bedingungen warten wir auf die Stempel, wollen duschen, Schlaf nachholen und mal wieder was Gescheiteres als selbst gemurkstes essen. Wir würden gern Valletta angucken, vom melancholischen Charme der Inselrepublik kosten, die melodiöse Sprache hören, den Malteserinnen beim Shoppen, Kaffee trinken und SMS verschicken zugucken. Na, was Seebären mittleren Alters halt beim Landgang so machen.
Dann meint der Zöllner, die Reihenfolge erinnere ich nicht mehr genau, „no woman, no alcohol, no drugs“ und schüttelt den Kopf. „Warum machen Sie es?“ Na, ein Beamter mit Humor. Einer, der im Pass blätternd das übliche „Hamburg, Reeperbahn, haha“ auslässt und mich auch nicht in ein Gespräch über Fußball verwickeln möchte.
„Wissen Sie, es ist ziemlich schön da draußen.“ Ah, und was? „Es kann so ruhig sein auf dem Meer. Man macht Frieden mit sich. Ich verzeihe den Blöden, lächele über die Fiesen und wissen Sie, was das Beste ist?“ Der Zöllner guckt skeptisch. Er weiß es nicht. “Wenn Sie nachts Wache und für Stunden einen phantastischen Sternenhimmel über sich haben.“ Er runzelt die Stirn. Dafür brauche man doch kein „expensive boat.“ Wenn er den Himmel sehen wolle, gehe er vor die Tür und gucke nach oben. „Da haben Sie Recht. Leider ist in Deutschland ringsum immer irgendwo das Licht an.“ Dann möchte ich vom Zöllner wissen, wann er zuletzt hier auf Malta abends einfach mal vor die Tür gegangen ist über sich geguckt hat. Er weiß es nicht.
Auszug