Yacht Couturier German Frers
Der argentinische Yachtkonstrukteur German Frers gilt als Ästhet der Branche. Ein Blick in die Welt gediegener Cruiser-Racer, aufgeräumter Decks und funktional schlichter Kajütaufbauten. Text Erdmann Braschos
Mitten im stilbewussten Mailand gleich neben dem Modeviertel, wo die Kreationen von Armani, Krizia, Valentino oder Versace entstehen, hat der ArgentinierGerman Frers, der Couturier der Yachten seine europäische Niederlassung. Die Namen seiner Auftraggeber lesen sich wie das who is who des Jet- und Sailsets. Agnelli, Prada-Boss Patrizio Bertelli oder Netscape Navigator Jim Clark. Autofabrikanten, Mode- und Immobilienkaufleute, Reeder oder Matadore der IT-Branche, die ihre Zeit auf dem Wasser in seglerisch reizvollen und ansehnlichen Booten verbringen, lassen ihre Segelträume von Frers massschneidern.
Die Namen seiner Auftraggeber lesen sich wie das who is who des Jet- und Sailset. Agnelli, Prada-Boss Patrizio Bertelli oder Netscape Navigator Jim Clark. Autofabrikanten, Mode- und Immobilienkaufleute, Reeder oder Matadore der IT-Branche verbringen ihre Zeit auf dem Wasser mit seglerisch reizvollen und ansehnlichen Booten verbringen. Sie lassen ihre Segelträume von Frers maßschneidern.
An den Wänden grossformatige Schnappschüsse aus der Welt farbenfrohen Grand-Prix-Segelns. Das leuchtend rote Montedison-Werksboot „Il Moro di Venezia“ oder der silberne Amerika-Pokal-Herausforderer „Luna Rossa“ der Prada Challenge vor Auckland. Gelassen gibt der noble Argentinier Einblick in seine Arbeit. Nebenan rückt der 33-jährigo Sohn die Pixel für die nächste Amerika-Pokal-Herausfordorung auf dem Bildschirm zurecht. Er heisst auch German, wird aber in der Branche „Mani“ gerufen. Soeben hat der Junior mit seinem jüngsten Entwurf, der „Amer Sport Ons“ der finnischen Nautor-Werft bei der ersten Etappe des Meeresmarathons um die Welt – dem Volvo Ocean Race -, seine Visitenkarte mit einem zweiten Platz in Kapstadt abgegeben.
German Frers‘ Privatkunden erfinden das Segelboot alle paar Jahre neu. Mancher lässt so regelmässig bei Frers zeichnen, dass es scheint, die Konzeption des Segelspielzeugs bereite soviel Freude wie dessen eigentlicher Gebrauch. Andererseits erfüllt sich des Seglers Nirwana frühestens mit dem nächsten Boot. Es ist dann eine Idee besser auf seglerische Vorlieben und familiäre Verhältnisse zugeschnitten und läuft auf gewissen Kursen schneller. Meistens, aber nicht unbedingt wird die Yacht auch grösser. So ersetzte Agnelli vor einige Jahren seinen dunkelblauen 36-Meter-Einmaster „Extra Beat“ durch eine nachtschwarze 28-Meter-Karbonflunder mit dem martialischen Namen „Stealth“. Drei Viertel ihres Gewichts zieht diese Segelspassmaschine in fünf Metern Tiefe durch das Meer. Den Rest, ganze acht Tonnen, sah Frers für das Boot vor. Solch vorteilhafte Gewichtsanordnung beglückt mit hinreissenden Segeleigenschaften, setzt allerdings eine gewisse Kenntnis der technischen Möglichkeiten voraus.
Seine Konstruktionen zeichnen sich durch ein klar an der seglerischen Praxis orientiertes Deckslayout aus. Wegweisend für die Branche wurde dies vor einigen Jahren mit der 24 Meter langen Wally 77 „Genie of the Lamp“ umgesetzt. Jetzt sind seine Entwürfe auch stilistisch von gewöhnungsbedürftiger Novität. Frers zeichnet Glattdecker, die derart netto daherkommen, dass der Betrachter vermutet, es handele sich um einen Prototyp, der mangels üblicher Beschläge (Schienen, Rollen, Segelwinden) noch nicht fertig sei. Prototypisch sind seine Konstruktionen durchaus – mittlerweile für die ganze Branche. Denn was Frers zum „Segelmanagement“ oben weglässt, übernehmen im Schiff untergebrachte Schubgestänge.
Eines der interessantesten Frers-Features sind die Kajütaufbauten. Als er 1987 für Agnelli die 36-Meter- Megayacht „Extra-Beat“ entwarf, dachte er erstmals über eine minimalistisch flache Form nach, dessen Dach wie beim Coupe von vier Säulen gehalten wird. Bei der 25 Meter langen „Swan 82 RS“, ging er einen Schritt weiter und stülpte eine Hardtop-artige Hutze im New Beetle oder Audi TT Look über das Deck – zum Entsetzen der traditionell gestimmten Fraktion der pfeiferauchenden Salzbuckel.
Die Eleganz der Frers-Boote geniesst einen auszeichneten Ruf unter Seglern. Das ist heute, wo vielfältige, einander eigentlich ausschliessende Bedürfnisse an Ausstattung, begrenztem Tiefgang und Segelleistung die Proportionen moderner Yachten unförmig machen, eine Herausforderung. Soeben zeigte Frers seine Vorstellung eines zeitgemässen Küstenkreuzers im kleinen Format mit dem Einsteigermodell „Swan 45“ der angesehenen, von Modekaufmann Leonardo Ferragamo geführten Nautor-Werft.
Einfach zu handhaben, zugleich agil wie ein modernes Regattaboot. Man steht im hinten offenen Cockpit dieses Renners hinter dem recht großen Steuerrad wie in einem um ein Drittel verkleinerten Volvo Ocean Racer.
Ein interessantes Gefühl. Von Emotionen verstehen Ferragamo und Frers etwas. Dass dieser keine 14 Meter lange Gefühlsgenerator mit 680.000 Euro das Doppelte bis Fünffache handelsüblicher Boote kostet, betrübt zwar eine Klientel, die handwerklich und seglerisch Premium erwartet, wird jedoch in Kauf genommen. Denn die neue „kleine Swan“ sieht gut aus, segelt bestens und stammt von Nautor & Frers. So bleiben Marke und Nimbus in Einklang.
Derzeit hat der sechzigjährige Mister Big Boat sechs Segelyachten von 27 bis 46 Metern im Rechner. Mit Yachten dieser Kategorie wird bei den Regatten von Saint-Tropez erfolgreichen gesegelt oder man lässt bei einer Ausfahrt mit Familie und Freunden vor den Iles d’Hyeres die Seele baumeln.
Das Mittelmeer unter die flach auslaufonde Heckpartie eines Frersschen Seewasserspielzeugs schmatzen lassen, und sei es bloss zum Baden in der türkis schillernden Bucht von Pampelonne, auf einen Cappuccino in Porto Cervo oder zum Aperitif in Portofino, diese Variante der Dolce Vita bringt den an Zeit und Geld vermögenden Menschen nobel durch den Sommer.
Bordmagazin Crosstalk 12. → Kundenzeitschrift, → Artikelbeispiele